Donnerstag, 20. Oktober 2016

Ningaloo, Känguru und Kakadu

Wie hat man früher ohne Internet von seinen Erlebnissen berichtet? Nur mit Postkarten, mit Briefen (ohne Bilder) oder hat man es sogar sein lassen und war einfach mal für 2 Wochen raus. Urlaub eben. Vielleicht hatte man danach auch mehr zu erzählen und wird am Montag, nach dem Urlaub, nicht gleich auf die tollen Fotos angesprochen. Und ohne Digitalkameras und Laptop war der Gang zum Fotogeschäft und die Vorfreude auf die entwickelten Bilder spannend und aufregend zu gleich. „ Ah, kannst du dich daran noch erinnern?“ So erging es uns immer, wenn Papa mit den entwickelten Fotos nach Hause kam. Da saßen wir alle beisammen und reichten uns Foto für Foto herum und für einen kurzen Augenblick waren wir alle wieder am Strand in Dierhagen, am Pool in Spanien oder mit dem Wohnmobil durch Europa unterwegs. Weg, abtauchen aus dem Alltag und in Erinnerungen und schönen Momenten schwelgen.

Wir sind jetzt vier Monate unterwegs und können nicht glauben, dass wir noch weitere 3 Monate auf Achse sein werden. Dabei haben wir schon so viel gesehen und müssen das Erlebte erst einmal einordnen und begreifen. Aber wir sind schon in Australien und von hier aus geht es mit den weiteren Flügen immer Richtung Norden und irgendwann nach Hause. Irgendwann.
Nachdem wir Shark Bay hinter uns gelassen haben und wieder auf den abwechslungsreichen Straßen Westaustraliens unterwegs sind, wurde es von Kilometer zu Kilometer wärmer und wir waren froh, dass Fetzi mit einer Klimaanlage ausgestattet ist. Also wurde die Musik aufgedreht, die Sonnenbrille zurechtgerückt und die Strecke zum Cape Range National Park, mit dem davor liegenden Ningaloo Reef in Angriff genommen. Einigen sind die Orte Coral Bay und Exmouth ein Begriff.

Zum ersten Mal wurden wir von einem Ranger darauf hingewiesen, uns lieber einen Stellplatz auf einem der Campingplätze zu suchen, als abends verscheucht zu werden und dafür noch eine satte Strafe zahlen zu müssen. Gemacht getan! Wir waren also in Coral Bay, einen Ferienort am südlichen Ende des Nigaloo Riffes, bestehend aus zwei großen Campingplätzen, einigen Shops und sonst nur weißem Sand und einem Korallenriff direkt am Strand. Hier liegt man gerne rum, bräunt sich, badet, Muttis sitzen gackernd mit Wein und Cocktail im angenehm warmen Wasser und beobachten ihre spielenden Kinder. Eingekremt, mit Schnorchel, Taucherbrille und GoPro ausgerüstet, ging es seit langem wieder ins Wasser zum Schnorcheln. Trotz der Vielfalt hat uns Schnorchel Profis das Riff nicht vom Hocker gehauen. Aber die schönen Unterwassererlebnisse sollen noch kommen.

Bevor es dazu kommen sollte, genossen wir eine kleine Auszeit auf dem Lighthouse Caravan Park, mit der Hoffnung auf Internet. Leider hieß es bereits an der Eingangsschiebetür „ no wifi available“. Jetzt wisst ihr, warum ihr so lange auf dem Trockenen sitzt. Internet, sauberes, nicht nach Chlor schmeckendes Trinkwasser und Schatten spendende Bäume, scheint es in diesem Teil Australiens nur spärlich zu geben. Dafür quillt das Meer von Leben nur so über. Schildkröten schwimmen dicht am Strand entlang und junge Buckelwale wetteifern, wer am höchsten und spektakulärsten aus dem Wasser schießt. Von ihren Müttern in aller Ruhe begleitet. So verbrachten wir 4 Stunden staunend am Strand und kamen aus dem Grinsen nicht mehr raus. Am Abend mit einem kühlen Bier bewaffnet, staunten wir nicht minder über die sich herabsinkende Sonne. Was für ein Anblick. Es hieß Adieu Wale und Willlkommen türkis blaues Wasser, lustig ausschauende Meeresbewohner und farbenfrohe Korallen. Ab in den Cape Range Nationalpark und dem nördlichen Ende des Nigaloo Riffes.

Drei Tage schnorcheln, schnorcheln und nochmals schnorcheln standen uns bevor. Immer an einem anderen Strand, einer anderen Bucht und unter anderen Bedingungen. Ausgerüstet mit geliehenen Flossen, die dringend nötig waren, um der Strömung Herr zu werden, genossen wir jeden Schnorchelgang, die Tierwelt und die Umgebung. Kängurus kamen uns abends auf dem Zeltplatz besuchen oder versperrten uns den Weg zur Toilette. Wir schwammen zusammen mit Schildkröten durch Korallengärten, Nemo´s  versteckten sich in ihren Anemonen und die unterschiedlichsten Fische nahmen Reißaus vor mir und meiner Kamera. Pink, lila, grün, rot, gelb, orange, blau, alle Farben der Baumarktfarbpalette waren vertreten. Sogar Gold in Form einer Moräne und Silber bei schimmernden Fischen, die sich an der quecksilberfarbenen Wasseroberfläche vor Angreifern versteckten. Für Jeden, der gerne schnorchelt ein Paradies! Hier scheint die Tierwelt noch in Ordnung.

Bevor die lange Reise nach Esperance (2200km) anstand, hüpften wir auf Empfehlung der Campingplatzbetreuerin am letzten Morgen ins Wasser, ins Unterwasserparadies. Hier reichen Worte nicht mehr aus. Nur die vor Kälte zitternden Glieder und die blauen Lippen konnten uns von diesem Anblick lösen.


PS: Auch wenn wir es nicht mehr für möglich gehalten hätten, hat sich das Verhältnis zwischen lebenden und toten Kängurus, dank des Cape Range National Parks, ausgeglichen. 

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