Wie hat man früher ohne Internet
von seinen Erlebnissen berichtet? Nur mit Postkarten, mit Briefen (ohne Bilder)
oder hat man es sogar sein lassen und war einfach mal für 2 Wochen raus. Urlaub
eben. Vielleicht hatte man danach auch mehr zu erzählen und wird am Montag,
nach dem Urlaub, nicht gleich auf die tollen Fotos angesprochen. Und ohne
Digitalkameras und Laptop war der Gang zum Fotogeschäft und die Vorfreude auf
die entwickelten Bilder spannend und aufregend zu gleich. „ Ah, kannst du dich
daran noch erinnern?“ So erging es uns immer, wenn Papa mit den entwickelten
Fotos nach Hause kam. Da saßen wir alle beisammen und reichten uns Foto für
Foto herum und für einen kurzen Augenblick waren wir alle wieder am Strand in
Dierhagen, am Pool in Spanien oder mit dem Wohnmobil durch Europa unterwegs. Weg,
abtauchen aus dem Alltag und in Erinnerungen und schönen Momenten schwelgen.
Wir sind jetzt vier Monate
unterwegs und können nicht glauben, dass wir noch weitere 3 Monate auf Achse
sein werden. Dabei haben wir schon so viel gesehen und müssen das Erlebte erst
einmal einordnen und begreifen. Aber wir sind schon in Australien und von hier
aus geht es mit den weiteren Flügen immer Richtung Norden und irgendwann nach
Hause. Irgendwann.
Nachdem wir Shark Bay hinter uns
gelassen haben und wieder auf den abwechslungsreichen Straßen Westaustraliens
unterwegs sind, wurde es von Kilometer zu Kilometer wärmer und wir waren froh,
dass Fetzi mit einer Klimaanlage ausgestattet ist. Also wurde die Musik
aufgedreht, die Sonnenbrille zurechtgerückt und die Strecke zum Cape Range
National Park, mit dem davor liegenden Ningaloo Reef in Angriff genommen.
Einigen sind die Orte Coral Bay und Exmouth ein Begriff.
Zum ersten Mal wurden wir von
einem Ranger darauf hingewiesen, uns lieber einen Stellplatz auf einem der
Campingplätze zu suchen, als abends verscheucht zu werden und dafür noch eine
satte Strafe zahlen zu müssen. Gemacht getan! Wir waren also in Coral Bay,
einen Ferienort am südlichen Ende des Nigaloo Riffes, bestehend aus zwei großen
Campingplätzen, einigen Shops und sonst nur weißem Sand und einem Korallenriff
direkt am Strand. Hier liegt man gerne rum, bräunt sich, badet, Muttis sitzen
gackernd mit Wein und Cocktail im angenehm warmen Wasser und beobachten ihre
spielenden Kinder. Eingekremt, mit Schnorchel, Taucherbrille und GoPro
ausgerüstet, ging es seit langem wieder ins Wasser zum Schnorcheln. Trotz der Vielfalt
hat uns Schnorchel Profis das Riff nicht vom Hocker gehauen. Aber die schönen
Unterwassererlebnisse sollen noch kommen.
Bevor es dazu kommen sollte, genossen
wir eine kleine Auszeit auf dem Lighthouse Caravan Park, mit der Hoffnung auf Internet.
Leider hieß es bereits an der Eingangsschiebetür „ no wifi available“. Jetzt
wisst ihr, warum ihr so lange auf dem Trockenen sitzt. Internet, sauberes,
nicht nach Chlor schmeckendes Trinkwasser und Schatten spendende Bäume, scheint
es in diesem Teil Australiens nur spärlich zu geben. Dafür quillt das Meer von
Leben nur so über. Schildkröten schwimmen dicht am Strand entlang und junge
Buckelwale wetteifern, wer am höchsten und spektakulärsten aus dem Wasser
schießt. Von ihren Müttern in aller Ruhe begleitet. So verbrachten wir 4
Stunden staunend am Strand und kamen aus dem Grinsen nicht mehr raus. Am Abend
mit einem kühlen Bier bewaffnet, staunten wir nicht minder über die sich
herabsinkende Sonne. Was für ein Anblick. Es hieß Adieu Wale und Willlkommen
türkis blaues Wasser, lustig ausschauende Meeresbewohner und farbenfrohe
Korallen. Ab in den Cape Range Nationalpark und dem nördlichen Ende des Nigaloo
Riffes.
Drei Tage schnorcheln,
schnorcheln und nochmals schnorcheln standen uns bevor. Immer an einem anderen
Strand, einer anderen Bucht und unter anderen Bedingungen. Ausgerüstet mit
geliehenen Flossen, die dringend nötig waren, um der Strömung Herr zu werden,
genossen wir jeden Schnorchelgang, die Tierwelt und die Umgebung. Kängurus
kamen uns abends auf dem Zeltplatz besuchen oder versperrten uns den Weg zur Toilette. Wir schwammen zusammen mit Schildkröten durch Korallengärten, Nemo´s versteckten sich in ihren Anemonen und die
unterschiedlichsten Fische nahmen Reißaus vor mir und meiner Kamera. Pink,
lila, grün, rot, gelb, orange, blau, alle Farben der Baumarktfarbpalette waren
vertreten. Sogar Gold in Form einer Moräne und Silber bei schimmernden Fischen,
die sich an der quecksilberfarbenen Wasseroberfläche vor Angreifern
versteckten. Für Jeden, der gerne schnorchelt ein Paradies! Hier scheint die
Tierwelt noch in Ordnung.
Bevor die lange Reise nach Esperance
(2200km) anstand, hüpften wir auf Empfehlung der Campingplatzbetreuerin am
letzten Morgen ins Wasser, ins Unterwasserparadies. Hier reichen Worte nicht
mehr aus. Nur die vor Kälte zitternden Glieder und die blauen Lippen konnten
uns von diesem Anblick lösen.
PS: Auch wenn wir es nicht mehr
für möglich gehalten hätten, hat sich das Verhältnis zwischen lebenden und
toten Kängurus, dank des Cape Range National Parks, ausgeglichen.
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